allein Reisen – my 2 cents

Der Gedanke allein zu verreisen ist für viele wohl eine schlimme Vorstellung. Auch bei mir war nicht unbedingt immer der Wunsch vorhanden allein zu verreisen. In der Vergangenheit war es meist so, dass ich auf Grund einiger Dummheiten und sonstiger Gegebenheiten immer das Gefühl hatte nicht über die finanziellen Mittel für einen Urlaub zu verfügen. Oder aber ich hatte das nötige Kleingeld – aber niemanden der das gleiche Reiseziel wie ich hatte. Die letzten Jahre ist in mir nach und nach eine Art Fernweh aufgestiegen.

Zu meiner Jugendzeit war die Zeit leider noch nicht reif genug um auch damals die Auslandsaufenthalte nach der Schule populär zu machen. Aber die letzten Jahre hatte ich mit einigen Menschen Kontakt die ebenfalls einen Trip allein oder zu zweit unternommen hatten und verfolgte eben auch diverse Blogs im Internet die genau über das Reisen mit einem Rucksack schreiben. Das hat mich irgendwie immer fasziniert.

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen naiv, aber der Film „der große Trip – Wild“ steigerte den Wunsch in mir endlich mal allein einen Urlaubstrip zu starten. Wie die Hauptdarstellerin im Film hatte ich ebenfalls eine beschissene Zeit hinter mir und wollte unbedingt nur für mich eine Reise machen. Sehen wie ich alleine in einem völlig fremden Land mit sehr eingerosteten Englischkenntnissen auf mich alleine gestellt bin. Und dabei die Freiheit zu genießen auf niemanden angewiesen zu sein, alles zu tun was ich möchte ohne auf jemand anders Rücksicht nehmen zu müssen.

Einige Wochen weg vom Alltagsstress in Deutschland wollte ich einigermaßen zur Ruhe kommen und meine Gedanken neu ausrichten. Ja, das waren im Groben meine Überlegungen. 😉 Die Neugierde und der Tatendrang waren einfach zu groß! Da ich ohnehin auch den Wunsch hatte für und mit Raubkatzen zu arbeiten ließ sich das doch einigermaßen gut verbinden.

Ich habe jetzt nicht eine wirkliche Backpackerreise über mehrere Monate hinter mir, aber auch die 4 Wochen waren es definitv Wert und ich konnte mir einen Eindruck verschaffen wie das auf längeren Touren aussehen könnte. (Jaja, die Gedanken im Kopf kreisen bereits…)

Gemeinsames Reisen hat natürlich auch einige Vorteile gegenüber dem alleinigen Reisen:
– Zu zweit oder mit einer Gruppe fühlt man sich doch um einiges sicherer.
– Es gibt eine vertraute Person mit der man sich über Gedanken oder Probleme austauschen kann.
– Man kann schöne Momente direkt mit anderen teilen und danach gemeinsam in Erinnerungen schwelgen.
– Es ist um einiges leichter schöne Erinnerungsfotos von einem selbst zu erstellen. (Alleine ist man doch auf die typischen Selfies oder fremde Menschen angewiesen.)
– Gemeinsames Reisen macht in der ein oder anderen Situation bestimmt mehr Spaß!

„Reisen ist ein Persönlichkeitsturbo

– mit Arschtritt.“

[Dr. Martin Krengel]

Und trotzdem bietet das alleinige Reisen ebenfalls eine Fülle von Vorteilen gegenüber dem gemeinsamen Reisen. Für viele mag das tatsächlich eine grausame Vorstellung sein. Gerade Menschen für die Selbstständigkeit bisher eher ein Fremdwort war. Es ist schwierig das zu erklären. Aber ich war und bin schon immer ein freiheitsliebender Mensch gewesen. Gerade das kann man komplett ausleben wenn man alleine unterwegs ist. Klar, eine Reise mit der Freundin oder Freunden ist auch immer wieder etwas schönes – aber doch etwas komplett anderes als eben allein unterwegs zu sein. Wenn man nur auf sich gestellt ist muss man tatsächlich nicht nach vorne oder hinten blicken. Da ist niemand! Es gibt gar keine Möglichkeit für Diskussionen, Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten über die nächsten Tagesziele.

Dabei muss das alleinige Reisen nicht unbedingt bedeuten das man absolut allein sein muss wenn man nicht möchte oder niemanden kennen lernt. Wenn man will, ist es absolut kein Problem hier und da mit jemanden ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. So entstehen auch häufig kurze Weggefährten mit denen man einen oder mehrere Tage gemeinsam planen kann – ohne aber davon abhängig zu sein. Man weiß eben das es nicht von Dauer ist und im Fall der Fälle jeder sofort wieder seinen eigenen Weg gehen kann. Solche Kontakte entstehen mit Sicherheit auch eher wenn man allein unterwegs ist. Zu zweit oder in einer Gruppe ist man meist nie so offen für neue Kontakte und wird von anderen eben auch nicht so leicht angesprochen da man eben immer als Gemeinschaft auftritt. Ebenso wird man in einer Gruppe nicht genauso offen auf fremde Menschen zugehen als wenn man allein unterwegs ist. Ich habe in meinen kurzen 4 Wochen einige Leute kennengelernt. Im Hostel, im Restaurant, im Bus oder einfach nur am Straßenrand – die Möglichkeiten und Zufälle sind grenzenlos. Waren es Personen um gemeinsam Essen zu gehen, gemeinsame Touren und Ausflüge zu unternehmen, Kontakte während meiner Volunteertätigkeit oder Personen die z.B. in Kapstadt wohnen und mit denen ich einiges zusammen unternommen habe. Mit vielen von Ihnen bin ich nun auf Social Media Seiten miteinander verknüpft. Und darunter sind absolut nicht nur deutsche – die Anzahl an verschiedenen Nationalitäten hat mich überrascht.

„Weit weg bist du verdammt nah an dir Selbst.“

[Dr. Martin Krengel]

Allein sein bedeutet auch nicht das man einsam ist! Das sind zwei absolute unterschiedliche Definitionen. Man kann sich auch unter Freunden oder in einer Partnerschaft einsam fühlen. Allein sein kann einem dagegen eine Freiheit geben die man sonst nicht hat. Sei es die nächste Tagesplanung, die Zeit des aufstehens am nächsten Tag oder die Essensplanung am Abend. Es gibt tausende von Beispielen. Im Normalfall bin ich schon ein geselliger Mensch und habe gerne viele Menschen um mich aber hier auf diesem kurzen Trip habe ich es zum Teil sehr genossen einfach nur allein zu sein. Niemanden mit dem ich mich unterhalten muss. Niemanden nach dem ich mich richten oder Rücksicht nehmen muss. Niemanden etwas zu erklären oder von etwas überzeugen zu müssen. Einfach FREI sein indem was ich tun will, sehen will, denken will, fühlen will.

Das Thema wird öfters belächelt aber ich halte es für sehr kostbar und auch wohltuend wenn man wie ich bei diesem Trip z.B. auf einigen Felsen sitzt und den Blick auf das Meer schweifen lässt, dabei die Natur genießen und seinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Als Alleinreisender kann man von seinen Erlebnissen meist nie so erzählen wie sie wirklich waren, da es für viele einfach unvorstellbar ist, allein tolle wundervolle Momente zu erleben. Allein wird man allerdings Dinge meistern die man sich davor nicht ansatzweiße hätte erträumen können.

Die Selbstständigkeit wird extremst beansprucht und gefördert. Bei mir waren eben meine Englischkenntnisse das größte Problem. Doch wenn man in Situationen kommt in denen eben kein deutsch gesprochen werden kann geht es eben nicht anders. Man muss Englisch sprechen – und tut es auch. Anfangs hatte ich noch etwas Angst davor. Aber je mehr man Tag für Tag nur englisch spricht, umso besser und fließender läuft es dann am Ende. Klar ist die Grammatik nicht immer passend und der Wortschatz fehlt doch etwas aber das Wissen die Gesprächspartner natürlich und nehmen es einem auch nicht krumm. Ich habe viele Gelegenheiten in Gesprächen genutzt um etwas nachzufragen wie denn jetzt die korrekte Aussprache oder die Satzbildung lautet. Anfangs hatte ich noch etwas Angst und war Eingeschüchtert – aber wenn man eben genau diese Schüchternheit ablegt läuft es gleich um vieles angenehmer. Achja, und was wir wahrscheinlich alle wissen: an geselligen Abenden mit einer gemütlichen Personengruppe und etwas Alkohol spricht es sich doch gleich viel leichter Englisch. 😉

Das sind auch schon meine Gedanken zum Thema „allein Reisen“. Sollten sich gemeinsame Interessen und Reiseziele ergeben werde ich mit Sicherheit weiterhin Reisen mit Freunden oder der Partnerin unternehmen. Aber ich werde auch defintiv das alleinige Reisen weiterhin verfolgen. Und zwar über einen längeren Zeitraum und nicht nur über 4 Wochen. 😉

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